Am Europatag, dem 6. Mai 2025, war Thomas Erndl terminlich gebunden: Als wiedergewählter Abgeordneter des Deutschen Bundestages nahm er an der Wahl des neuen Bundeskanzlers teil. Um den Schülerinnen und Schülern dennoch die Möglichkeit zum persönlichen Austausch mit ihrem Wahlkreisabgeordneten (CSU) zu bieten, wurde die Veranstaltung am 14. Juli 2025 in der neuen Aula der Berufsschule II nachgeholt.
Die Initiative zur Durchführung des Europatags ging erstmals von der Fachgruppe Politik und Gesellschaft beider Berufsschulen aus. Jürgen Fellberg (Berufsschule II) und Daniela Rieder (Berufsschule I) konnten rund 80 Schülerinnen und Schüler in der neu errichteten Aula der Berufsschule II begrüßen.
Nach einer kurzen Ansprache durch Ernst Ziegler, Schulleiter der Berufsschule I, sowie einigen einleitenden Worten von Benedikt Oswald, Mitglied der erweiterten Schulleitung der Berufsschule II, stellte sich Thomas Erndl zunächst persönlich vor. Er betonte, dass er zunächst eine Ausbildung zum Energieelektroniker absolvierte und anschließend über das Fachabitur sowie ein Studium der Elektrotechnik viele Jahre in der Halbleiterindustrie tätig war, bevor er 2017 erstmals in den Deutschen Bundestag gewählt wurde. Im Februar 2025 wurde er erneut für den Wahlkreis Deggendorf gewählt und vor wenigen Wochen zum verteidigungspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag ernannt.
Im Anschluss an einige persönliche Fragen – etwa zum Alltag eines Abgeordneten oder zur Vergütung – richtete Herr Erndl das Gespräch auf die Anliegen der jungen Zuhörerschaft: Was beschäftigt sie? Fünf Themenschwerpunkte kristallisierten sich heraus: Sicherheit, Gesundheit, Wirtschaft, Rente, Wohnen.
Sicherheit
Besonders großer Gesprächsbedarf bestand beim Thema innere und äußere Sicherheit. Die Schülerinnen und Schüler schilderten eigene Erlebnisse und stellten gezielte Fragen, etwa zum Umgang mit straffälligen Migranten oder zur Bekämpfung illegaler Migration. Herr Erndl beantwortete diese offen, machte aber auch die Herausforderungen deutlich, vor denen Politik und Gesellschaft hierbei stehen.
Ein zentrales Interesse galt zudem dem freiwilligen und verpflichtenden Wehrdienst. Erndl erläuterte die Unterschiede beider Modelle und appellierte an die junge Generation, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen: Sei es im Ehrenamt, beim THW, in Rettungsdiensten oder im sozialen Bereich.
Zum neuen Wehrdienstmodell erläuterte Herr Erndl, dass künftig ein digitaler Fragebogen zur freiwilligen Erfassung von Bereitschaft und Eignung für den Dienst in den Streitkräften eingeführt werden soll: Verpflichtend für männliche deutsche Staatsbürger, freiwillig für alle anderen. Die Angaben sollen ein umfassendes Lagebild über mögliche Rekrutinnen und Rekruten ermöglichen. Ergänzend dazu ist ab dem Jahr 2028 eine verpflichtende Musterung für 18-jährige Männer geplant. Das neue Wehrdienstmodell setzt zunächst auf Freiwilligkeit. Sollte sich jedoch abzeichnen, dass der wachsende Personalbedarf der Bundeswehr – insbesondere infolge der deutlich verschärften Sicherheitslage in Europa – nicht durch freiwillige Meldungen gedeckt werden kann, sieht der Gesetzentwurf eine Möglichkeit zur verpflichtenden Heranziehung vor. Ob es dafür, wie im Gesetzentwurf aufgesetzt, einen separaten Bundestagsbeschluss braucht, ist derzeit noch strittig.
Darüber hinaus ging Erndl auf aktuelle sicherheitspolitische Entwicklungen ein. Mit großem Fachwissen erklärte er die Hintergründe internationaler Konflikte. Insbesondere des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sowie der Spannungen im Nahen Osten und beleuchtete die Rolle Deutschlands innerhalb der NATO.
Gesundheit
In der Diskussion zur Gesundheitsversorgung bewegten insbesondere Fragen der Finanzierung und Vorsorge die Jugendlichen. Herr Erndl betonte, dass Deutschland im internationalen Vergleich nach wie vor über ein hochleistungsfähiges Gesundheitssystem verfüge. Zugleich sei die Politik gefordert, bestehende Strukturen weiterzuentwickeln und an neue Herausforderungen anzupassen.
Wirtschaft
Für die Auszubildenden der kaufmännischen Fachrichtungen hatte die wirtschaftliche Lage Deutschlands besondere Relevanz. Erndl unterstrich, dass Deutschland weiterhin zu den stabilsten und leistungsfähigsten Volkswirtschaften weltweit zählt – und innerhalb Europas eine Führungsrolle einnimmt. Er ermutigte die Jugendlichen, mit Eigenverantwortung, Engagement und Durchhaltevermögen ihren beruflichen Weg zu gestalten.
Rente
Beim Thema Altersvorsorge sprach sich Erndl für mehr Eigeninitiative aus. Die gesetzliche Rente allein werde in Zukunft kaum ausreichen. Eine zusätzliche private Absicherung, etwa durch Immobilien oder Kapitalanlagen, sei daher sinnvoll. Gleichzeitig mahnte er zu einem kritischen Umgang mit Informationen aus sozialen Medien: Durchschnittswerte zur Rente seien wenig aussagekräftig, da sie individuelle Vermögensverhältnisse nicht berücksichtigen.
Wohnen
Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum stellte ein weiteres zentrales Thema dar: Nicht nur in Städten, sondern zunehmend auch im ländlichen Raum. Erndl regte zur Reflexion über eigene Wohnansprüche und staatliche Handlungsspielräume an. Er betonte, dass Vermietungen in der Regel dem freien Markt unterliegen und staatliche Eingriffe, etwa durch die Mietpreisbremse, zwar bereits in einigen Regionen Anwendung finden, aber keine Lösung für den angespannten Wohnungsmarkt an sich darstellten. Hier helfe nur, mehr Wohnungen zu bauen.
Die thematisch breit gefächerte Diskussion ermöglichte einen ebenso offenen wie konstruktiven Austausch. Die Schülerinnen und Schüler profitierten spürbar vom persönlichen Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten und konnten ihre Fragen direkt adressieren. Zum Abschluss dankten Jürgen Fellberg, Daniela Rieder sowie der Schulleiter der Berufsschule II, Christian Alt, Herrn Erndl herzlich für seinen Besuch. Ein kleines Präsent unterstrich die Wertschätzung für seinen Einsatz – verbunden mit der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen an der Schule.
Nachgeholter Europatag mit MdB Thomas Erndl
- Details
